Sonderausstellung: Eröffnung am 22. Mai 2021
In einer Sonderausstellung zeigt das Atelier-Zwei-Zwei-Drei die Werke von sieben Bonner Künstlern, die sich mit der Zeit der Pandemie auseinandersetzen. Ich freue mich sehr über die Einladung, an dieser Ausstellung teilzunehmen und einen Blickwinkel zur Betrachtung der Pandemiesituation beitragen zu können.
In der Schwarzweißfotografie legt man Wert auf feine Abstufungen in den Grauwerten, man möchte viele Zwischentöne festhalten, weil sie die Details eines Motives beschreiben und Stimmungen im Bild wiedergeben. In der Coronakrise werden alle Nuancen ausgeblendet - es gibt nur noch Schwarz und Weiß. In den Kontrasten zwischen Querdenkern und Schlafschafen, Corona-Diktatur und Reichsbürgern, Intensivstationen und Maskenverweigerern sind die Abstufungen irgendwo auf der Strecke geblieben. Die absurdesten Theorien über Bill Gates, 5-G-Handystrahlung und die „In-die Welt-Schaffung“ des Virus erhalten Zuspruch und enden meist mit dem Satz „denkt da mal drüber nach!“ - während Politiker und Wissenschaftler, die unbequeme Wahrheiten aussprechen, dafür Morddrohungen erhalten.
Für mich war die Pandemie zunächst eine relativ abstrakte Größe, die ich zwar ernst genommen habe, die aber weit weg gewesen ist. Sichtbar wurde sie zunächst durch drängelnde Rentner mit Klopapiergebirgen in Einkaufswagen und die lästige Schließung von Restaurants, Galerien und Bars. Mit der Zeit nahm das Virus aber eine realere Gestalt an: es gab erste Menschen aus dem Bekanntenkreis oder der Verwandtschaft, die mit einer Corona-Infektion in die häusliche Quarantäne mussten. Die Berichte meiner Töchter, die beide im Gesundheitswesen arbeiten, warfen ein hartes und ungeschöntes Licht auf die Situation. Der Covid-Tod des von mir hochgeschätzten Frankfurter Fotografen Stefan Köser machte unmißverständlich klar: das hätte auch dir passieren können, du bist kein außenstehender Beobachter der Situation - du bist mittendrin.
Für mich bedeutet die Corona-Situation vor allem die Reduzierung von Kontakten zu Freunden und liebgewonnenen Mitmenschen und natürlich eine starke Einschränkung meiner Mobilität. War ich doch in den letzten Jahren viel in der Welt unterwegs und habe viele Entdeckungstouren durch Skandinavien gemacht, so bin ich im Moment eher auf der Suche nach der Rheinromantik. Bei langen Uferspaziergängen konnte ich herausfinden, das auch direkt vor unserer Haustür ein Mikrokosmos liegt, der sich zu erforschen lohnt. Ich hoffe sehr, dass die Situation sich für uns alle bald wieder normalisiert und wir uns wieder unbeschwert und nah begegnen können. Wenn ich die Rheinromantik irgendwo finde, sage ich Bescheid.
Das Atelier Zwei Zwei Drei wurde vor zwei Jahren von Mark und Yvonne Lange gegründet. Es ist ein Ort für Kunst- und Fotoausstellungen, Lesungen, Bier-Tastings und kleinere Events. Dass eine solche Location perfekt zu Mehlem passt, wussten die Betreiber schon lange. Beide sind in der Medienbranche tätig und nutzen die Location auch als Medienbüro.
Normalerweise öffnet das Atelier Zwei Zwei Drei jeden Freitag und Samstag von 16.00-20.00 Uhr. Wir hoffen, dass das auch bald wieder so sein kann.
Die Besucher sind herzlich willkommen, Kunst zu genießen oder einfach am großen Holztisch zu sitzen und sich auszutauschen.
Atelier zwei-zwei-drei, Mainzer Straße 223, 53179 Bonn-Mehlem.
-> Instagram: #atelier_zwei_zwei_drei